Das Ähnliche im Unähnlichen

Wir haben heute auch über Sprache und den Gebrauch von Begriffen gesprochen und da tauchte plötzlich eine Unmöglichkeit auf- ein scheinbares Paradox. Das Unähnliche wäre einem anderen Unähnlichen ähnlich, weil sie beide die Eigenschaft haben, zu etwas gänzlich Anderem wiederum unähnlich zu sein. Wie kann es sein, dass etwas Unähnliches eine Klasse mit anderen Unähnlichkeiten bildet? Und wenn diese sich wiederum ähnlich sind, ist dass dann nicht ein Widerspruch?

Aber ab wann ist sich etwas ähnlich? In eine Klasse gehören Dinge, die mindestens eine Gemeinsamkeit haben, also in einer Eigenschaft übereinstimmen. Diese eine Gemeinsamkeit genügt. Nehmen wir an, dass ich schwarze Haare habe und mein Mops schwarze Haare respektive Fell hat. Sind wir uns dann ähnlich? Oder noch nicht? Wir gehören wohl beide zu der Klasse der Lebewesen mit schwarzen Haaren und zur Klasse der Säugetiere wohl auch, aber darüber hinaus? Ich möchte behaupten, dass mir diese beiden Gemeinsamkeiten nicht genügen, damit mir mein Mops ähnlich wird. Man sagt zwar oft: "Wie der Herr, so das Gescherr.", aber ich hoffe doch, dass es in diesem Fall nicht zutrifft. Gehen wir einfach von den üblichen Unterschieden zwischen einem Menschen und einem Hund aus, um genügend Gegenbeweise für die postulierte Ähnlichkeit zu finden.
Wie sich zeigt, ist das sprachliche Paradox nur ein scheinbares, weil man sich ungenau ausdrückt, wenn man sagt: Das Unähnliche ist dem Unähnlichen ähnlich. Wenn man nun aber sagt: Das Unähnliche des Einen ist dem Unähnlichen des Anderen ähnlich, weil beide Dinge zur Klasse der unähnlichen Dinge gehören. Das ist doch ein Gegensatz, ein Widerspruch. Was hat diese Aussage für Folgen und kann man sie tatsächlich behaupten? Also eine oder zwei Gemeinsamkeiten sind noch nicht genug, um sich ähnlich zu sein, aber doch schon genug, um eine Klasse zu bilden. Daher ist etwas Unähnliches nicht automatisch einem anderen Unähnlichem ähnlich. Richtiger wäre daher wohl der Satz: Das Unähnliche des Einen hat mit dem Unähnlichen des anderen etwas gemeinsam, weil beide Dinge zur Klasse der unähnlichen Dinge gehören.
Aber wie definiert sich nun Ähnlichkeit? Man sagt oft, Geschwister seien sich ähnlich und derer besitze ich gleich mehrere. Wenn ich diese so betrachte, fallen mir wirklich viele Gemeinsamkeiten auf, vielleicht nicht immer dieselbe Haarfarbe, aber zum Beispiel immer dieselbe Mutter. Es lässt sich eine lange Liste von Gemeinsamkeiten finden, die uns wohl tatsächlich ähnlich macht. Aber lässt sich ein Begriff wie Ähnlichkeit numerisch bestimmen oder ist das nicht eine willkürliche, vorwegnehmende Setzung? Nur wie kann man sich über die Anzahl von Gemeinsamkeiten im Unklaren befinden und trotzdem von Ähnlichkeit sprechen? In die andere Richtung hingegen lässt sich Ähnlichkeit vielleicht eingrenzen: sie ist (noch?) nicht Identität, aber schon Nähe, Verwandschaft, ein Etwas, das einem anderen Etwas gleicht. Ähnlichkeit bewegt sich eher im Bereich der Identität als im Bereich der vereinzelten Gemeinsamkeit, möchte mir scheinen. Aber so ganz klar ist mir das Prinzip Ähnlichkeit noch nicht. Irgendwelche Ideen?

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