Bücher

Bücher und ebooks- Ich liebe Bücher. Ich mag den Geruch nach Druckerschwärze und Leim, das schwere Gewicht mit dem Versprechen eines laaaaaangen Nachmittages voller raschelnder Seiten und das Papier. Kein Buch fühlt sich gleich an. 

Papier kann glatt oder grob sein, glänzend oder stumpf, es kann scharfe Kanten haben oder ausgefranste Ränder, Eselsohren oder spitze Ecken. Manche Bücher sind in Leder eingeschlagen so wie die Bibel meiner Urgrossmutter, ganz weich und zart und Goldschnitt haftet an den Seiten wie Feenstaub. Die meisten haben Pappe oder Karton als Einband oder einen schön glänzenden Schutzumschlag, der beim Lesen immer ein wenig hinderlich ist. Ja und das sind nur die rein äusserlichen Freuden, die sinnlichen Genüsse die ein Buch einem bieten kann. Deswegen gehe ich so gern in Buchläden, die Auswahl ist überwältigend. Ich komme mir vor wie im Bonbonladen, wo auch alles lecker verpackt und anschaulich präsentiert daher kommt und darauf wartet, von mir ausgewickelt zu werden. Im Buchladen fühle ich mich immer wie unter Strom, weil es soviel zu entdecken gibt. 

Aber ein Ebook hat den unschlagbaren Vorteil, dass es nichts wiegt. Es ist nicht einmal gross. Solange man ein Gerät zum Lesen hat, kann man beliebig viele davon mit sich herumtragen. Eine ganze Bibliothek in der Handtasche und jederzeit griffbereit. Auch das langwierige Suchen nach der richtigen Seite entfällt, weil man kein Lesezeichen mehr braucht, um sich zu merken, wo man gerade gewesen ist. Das übernimmt das Gerät von allein. Wenn man wie ich fast blind ist und eigentlich ohne Brille nicht mehr lesen kann, dann stellt man sich eben die Buchstabengrösse entsprechend ein und schon hat man wieder das Vergnügen, die Dinge vor einem mit blossem Auge zu erkennen. Zudem kann man heute so viele coole Geräte zum ebooklesen nutzen, wie Smartphone oder tablet, dass man wirklich nicht mehr sagen kann, wer ein Nerd oder Bücherwurm ist und wer ganz lässig im Netz surft. Und da es ja auch ohne Brille geht, ist selbst dieses Kennzeichen des Buchliebhabers verschwunden. Da die Oberflächen der technischen Geräte alle wunderbar glatt und einheitlich sind, kann keiner mehr erkennen, was wir tun und was wir da eigentlich lesen. Für Schundromane wie Shades of Grey ist das auch sicherlich gut so.

Aber das Individuum verschwindet langsam hinter einer Schutzschicht aus lackiertem Plastik. Unsere Gesichter werden ersetzt durch die Rückseiten unserer technischen Geräte und die sehen alle gleich aus. Wie leicht war es doch, ein Gespräch mit einem Leser anzufangen, der gerade ein eselsohriges Exemplar von Ken Follett in den Händen hielt. "Spannend, oder? Also mir hat das Buch gefallen!" und schon ist man im Gespräch. Heute sitzt man in der U-Bahn einem Smartphone-Benutzer (es gibt dafür nicht mal ein Wort...) gegenüber und denkt sich "Was der da wohl macht? Pornos gucken sicherlich nicht, keine Beule in der Hose." Langweilig! Wo bleibt denn da der Umschlag-Voyeurismus, wenn man keinen Umschlag mehr hat? Mit einem Smartphone kann der Benutzer eben alles machen und das bedeutet für den Beobachter: nichts. So praktisch ein ebook auch ist, es ersetzt eben einfach nicht das sinnliche Gefühl eines guten Buchs. Es riecht immer gleich, es fühlt sich nicht anders an als ein Handy, es hat nicht einmal Seiten, an denen man sich schneiden kann! Nichts mit Blut und Tränen mehr, keine Abenteuerlust, die ein dicker Wälzer mit buntem Einband verströmt. Der berühmte Vorhang, den Cornelia Funke beiseite schiebt, wenn sie in die Welt des Buches eintritt, fehlt. Und den muss ich haben. Dieses Rascheln, der erste Atemzug, das vorsichtige Umschauen beim ersten Umblättern, die Widmung des Autors, die man liest als wäre sie für einen selbst gemacht, das Suchen des Titels auf den Innenseiten, da! das erste Kapitel! Wird es spannend? Romantisch? Wortgewaltig oder langatmig, bündig, trocken, was? was?!

Ich liebe Bücher. Aber ich habe ein grosses Problem: ich habe nicht genug Platz. Mein Zimmer ist jetzt schon eine Bibliothek und es ist hier so vollgestopft mit Papier, dass ich mich nicht traue, Kerzen anzuzünden. Und es werden immer mehr. Jeder, der mich kennt, weiss, dass er mir damit eine Freude machen kann. Bücher brauchen Platz und ich überlege schon, ob ich sie mit Seilzug und Netz unter die Decke hängen soll oder meinen Kleiderschrank zugunsten eines neuen Bücherregals einfach auflöse und den Inhalt der Altkleidersammlung stifte. Daher brauche ich das Ebook wohl ebenso dringend wie die Bücher. Nur so kann ich lesen  ohne klaustrophobisch zu werden. Und immer mehr und immer neue Bücher zu bekommen ohne andere dafür hergeben zu müssen. Mit dem Ebook kann ich sie alle behalten und in meiner Nähe haben. Sie sind vielleicht unsichtbar und am Anfang vermisst man etwas, aber wenn man erst einmal angefangen hat mit lesen, dann existiert die Aussenwelt sowieso nicht mehr. Weil man dann bereits auf Abenteuerreise im Buch ist, so wie Bastian Balthasar Bux oder Thursday Next. Darum wird es aber in einem anderen Blog-Eintrag gehen.     

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Kommentare: 11
  • #1

    Luki (Samstag, 29 September 2012 14:43)

    Ich kann dich gut verstehen. Nichts geht über das Gefühl, ein richtig dickes Buch in der Hand zu halten. Nur der Platz im Zimmer wird immer weniger...
    Trotzdem, das Rascheln des Papiers und das Gewicht des 500-Seiten Wälzers kann einfach durch nichts ersetzt werden!

    LG Luki

  • #2

    orkania (Sonntag, 30 September 2012 10:09)

    Ja, das stimmt. Es ist ein echtes Dilemma! Aber auf der anderen Seite gibt es ja nun auch neue, junge Autoren, die auf Internetplattformen veröffentlichen und die kann man bislang ja nur als Ebook lesen. Das Ebook ist also auch eine grosse Chance zu veröffentlichen und irgendwann ergreife ich sie. :-)

  • #3

    Westmonster (Freitag, 12 Oktober 2012 21:30)

    Orki, Du sprichst mir aus der Seele! In beiderlei Hinsicht!
    Ich habe vor ein paar Monaten "Rebecca" gelesen (in Vorbereitung auf das Musical :o) ). Mein leider verstorbener Lieblingsonkel hat mir eine Ausgabe von anno tobak vermacht, mit richtig dickem Buchdeckel, der so schön hohl klingt, wenn man mit den Fingerspitzen darauf herum trommelt, und in einer wunderschönen, altmodischen Übersetzung.
    Ich glaube nicht, dass mich ein eBook jemals in eine so schöne, sentimentale Stimmung versetzen könnte wie ein papiernes Erbstück. Aber ich liebe meinen kindle! Ich habe mir eine von diesen Hüllen mit festem Deckel und eingebauter Leselampe gekauft, das fühlt sich auch so toll an und ich bin immer ganz happy, wenn das Licht mit einem sanften *klack* aufpoppt. :-)

  • #4

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