"Es ist besser, ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufriedenes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr. Und wenn der Narr oder das Schwein anderer Ansicht sind, dann deshalb, weil sie nur die eine Seite der Angelegenheit kennen. Die andere Partei hingegen kennt beide Seiten." - John Stuart Mill, Utilitarismus
Ich will manchmal ein glücklicher Narr sein. Das habe ich mir schon oft überlegt. Ich sass heute auf dem Bauernhof (im Zug) und bewunderte zwei zufriedene Schweine
(Menschen), die sowas von glücklich aussahen, dass ich total neidisch geworden bin. Na gut, ich gebs zu, es war Mittagszeit und mein Neid bezog sich grösstenteils direkt auf die grosse Packung
Pommes Frites, die das eine Schweinchen gerade im Trog hatte (in den Händen). Und ich hatte keine Pommes Frites, aber gehörigen Hunger. Deshalb konnte ich mich auch nicht auf mein Buch
konzentrieren. Seid ihr schonmal mit angeregtem Appetit (völlig ausgehungert) in einem geschlossenen Raum (Zug) zusammen mit einer Packung herrlich duftender (*sabber*) Pommes Frites gewesen, die
ihr nicht haben durftet? Ich will jetzt nicht das Recht des Eigentums (und diverse Diäten) analysieren, also vermute ich jetzt einfach mal NEIN. Naja, es ist unangenehm (folterähnliche
Torturen).
Ähnlich unangenehm war es, dem Gespräch zuzuhören. Das gebe ich jetzt mal nicht wieder. Wer käme auch auf die Idee unschuldige Leser zu quälen, z.b. mit furchtbaren
Zitaten von John Stuart Mill? Also ich nicht. (Aber Leute, ein Zug ist ein öffentlicher Raum. Ihr solltet drauf achten, was ihr von euch gebt. Ich verschlüssele hier ja auch, was ich schreibe.
Mehr oder weniger.) Ich fand nur heraus, dass es fast körperlich schmerzhaft ist, anderen Leuten zuhören zu müssen und dabei permanent zu denken: Oh Gott, das war jetzt aber dumm. Vielleicht
kamen die körperlichen Schmerzen auch vom knurrenden Magen meinerseits. Glaub ich aber nicht. Denn mein Gehirn hat irgendwann auch geknurrt: "Nimm mich aus dieser Schale und pflanz mich irgendwo
in einen Blumentopf. Häuf ordentlich Erde drauf und wenns regnet, wächst vielleicht ein Blümchen. Dann hätten wir zumindest was für die Umwelt getan, du und ich." Es war verzweifelt und ich
auch.
Ich meine, es gibt Situationen, in denen ich was anstelle, von dem ich im selben Moment (unisono quasi) denke: Oh Gott, das war jetzt aber dumm. Meist stehe ich
dabei vorm Spiegel und gebe gerade meine Darth Vader- Parodie (ok, Darth Vader schreib ich nur wegen der nerdigen Coolness, Bazinga! Jetzt hat mein Blog sicherlich total viele Leser, allein wegen
der Stichworte Darth Vader und Bazinga! Danke Google!!), also ich gebe gerade eine Parodie berühmter Personen vor dem Spiegel allein in meinem Badezimmer bei geschlossener Tür und denke dabei
manchmal: Ok, das war jetzt aber dumm. Passiert mir auch, keine Frage, aber es passiert mir nicht öffentlich. Jedenfalls strenge ich mich dafür sehr an, das es nicht passiert. Wenn man so will,
dann bin ich klug benug, meine Dummheit zuhause zu lassen, wo andere nicht darunter leiden (gehässige Kommentare an dieser Stelle, dass ich meinen Blog wohl von zu Hause schreibe, schenke ich
euch. Bitte schön. Jetzt spart ihr euch die Zeit für den gehässigen Kommentar und könnt euch ja Pommes kaufen gehen).
Ach ja, also heute sass ich so im Zug (Bauernhof), litt fürchterliche Schmerzen (es war unangenehm) und wünschte mir sehnlichst, ich wäre ein glückliches Schwein und
Mill hätte unrecht. Ich wünschte mir wirklich, ich könnte beide Seiten kennen und trotzdem schweinisch glücklich werden. Klar, das Schwein wird irgendwann gegessen und die meisten Schweine in
Deutschland sind von Gesetz her unglücklich (ist wirklich so, das Tierschutzgesetzt verdammt unsere Schweine zum Unglücklichsein mit seinen bescheuerten Richtlinien, wie man Schweine halten darf.
Aber ich werd hier jetzt nicht politisch, ich fordere nur mehr glückliche Schweine! ). Ich dachte auch eigentlich mehr an Miss Piggy als an ein richtiges Schwein. Miss Piggy hat nämlich immer so
tolle Kleider an. Und die Haare! Ein Traum. Also Miss Piggy ist ein glückliches Schwein, weil sie hammermässige Kleider und Frisuren hat und ihr Mann im Showbusiness echt viel Geld verdient,
intelligent ist und auch noch singen kann. ---> Mit dieser Aussage hab ich mich gerade als Narr outen wollen. Hat es geklappt? Nein? Schade. Warum habt ihr eigentlich so eine hohe Meinung von
mir? Egal. Nächster Versuch.
Also ich glaube, ich bin leider nicht dumm. Ich wärs nur gern. Manchmal. Es gibt Momente, da möchte ich nicht verstehen, was der andere sagt. Oder verstehen, dass
das, was er sagt, einfach riesengrosser Schwachsinn ist. Nicht sowas wie rollemolledödelgrün, sondern richtigen Schwachsinn, wie im Brustton der Überzeugung vorzutragen, dass die Erde eine
Scheibe sei (sie ist natürlich eine Kartoffel. Mama Kartoffel ist dinostark!). Schwachsinn, bei dem dich andere intelligente Leute ansehen und dir diesen Blick zuwerfen, der sagt: "Oh Gott, wer
hat die Schweine aus dem Streichelzoo entlassen?" oder eben: "Kannst du mein Gehirn bitte nehmen und in eine Schale pflanzen? Danke!" Schwachsinn, bei dem dir dieser Blick der anderen
intelligenten Leute auch nicht hilft, weil du ja gerade daran denkst vorsätzlich zu degenerieren und dich das ein wenig erschreckt.
Und was mich am meisten an dem obigen Zitat fasziniert, ist einfach, dass man ja nicht zugeben darf, dass man gern ein zufriedenes Schwein wäre. Denn wupps! hat man
sich als Idiot geoutet. Lest mal genau nach: wer anderer Ansicht ist, dann nur, weil er eben nur die eine Seite kennt. Also die des Schweins. Ich habe also mit dem Wunsch, ein zufriedenes Schwein
zu sein, bereits bewiesen, dass ich ein zufriedenes Schwein bin. Der Haken an der Sache ist nur: warum bin ich dann nicht zufrieden? Weil Schweine in Deutschland unglücklicherweise unter
unangenehmen (folterähnlichen) Bedingungen gehalten werden. Aber ich bin ja intelligent und hab auch für dieses Problem eine Lösung. Ich werde mir einfach von meinem Halter eine blonde Perücke
aufsetzen lassen. Das sollte helfen.
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