Ich habe heute etwas merkwürdiges erlebt. Ich hatte unglaublich viel Glück, nennt mich Gustav :) aber es ist tatsächlich passiert.
Ich stand ungewöhnlich früh auf und war nicht müde, dass war mir persönlich schon mal sehr viel wert. Dann ging ich los. Eigentlich wollte ich den Weg zum Bahnhof bei dem heftigen Regen zu Fuss machen, auf dem Fahrrad wäre ich nur völlig durchnässt angekommen. Aber ich hatte das erste Mal Glück und traf eine Freundin, die mich einlud und so wurde ich eine Strecke des Wegs mit dem Auto chauffiert und hatte auch noch ein nettes Gespräch mit ihr. Wir verabschiedeten uns kurz vorm Bahnhof und ich legte die letzte Strecke zu Fuss zurück - es hatte aufgehört zu regnen. Und zwischen der Post und dem Bahnhof fand ich einen Glücksgroschen! Das hat mich sehr erheitert. Ich fuhr also gutgelaunt zur Uni und was soll ich sagen, ich stieg aus dem Zug, ging ein Stück Wegs und fand - ganz im Ernst - einen zweiten Glücksgroschen. Schon glaubte ich an eine Schnitzeljagd mit versteckter Kamera. Welcher Zufall pflastert meinen Weg mit Geld? In der Uni angekommen, wollte ich meinen neuerworbenen Reichtum gut investieren und zwar in eine Tasse fairtrade Kaffee aus dem Vollautomaten. Damit wäre ich fit für die Vorlesung und hinterher ein Stück schlauer. Als ich aber am Automaten stand, gab es keine Kaffeebecher mehr und ich glaubte schon, ich müsste verzichten. Wirklich?
Nein. Gustav ging um die Ecke und traf auf eine Gruppe Studenten, die fairtrade Kaffee gratis ausschenkten, um damit ein Event zu sponsern. Ich konnte meinen Reichtum behalten und habe noch nie im Leben so guten Kaffee getrunken, der war echt lecker und besser als der aus dem Vollautomat. Zusätzlich auch noch CO2 effizient, was will ein Moralphilosoph mehr als das Versprechen eines glücklichen Bauern und gesunder Umwelt? Mit einem Becher Kaffee die Welt gerettet, juhu! Ich musste in die Vorlesung und konnte mich nicht mit diesen erhebenden Gedanken befassen. Im Hörsaal eröffnete uns der Professor, dass wir einen Gastvortrag hören dürften, eine megaspannende und aktuelle Ausgrabung von immenser Bedeutung sollte im Mittelpunkt stehen. Ich sitze also gespannt auf meinem Platz und lausche den einführenden Worten, als der Gastdozent den Mund öffnet und mein Verständnis aus dem Raum springt. Italienisch. Mir wird klar, dass ich 2 Stunden in einem abgedunkelten Hörsaal sitzen werde ohne ein einziges Wort zu verstehen. In der Archäologie sind italienische Literatur und Vorträge gar nichts ungewöhnliches, aber normalerweise kann ich mir das aussuchen. Gähn?
Weit gefehlt. Die Vorlesung war so gut vorbereitet, dass ich dank der tollen Präsentation mit vielen Bildern und deutschen Texten eine ordentliche Vorstellung des Gesagten bekam, ohne ein Wort zu verstehen. Ich habe es auf 2 Seiten Notizen gebracht. Nach einer Stunde war der Vortrag zu Ende und ich durfte heute sogar früher gehen. Ich hab mich zum Mittagessen mit einer anderen guten Freundin getroffen und hatte eine Menge Spass. Und danach musste ich zu einem wichtigen Termin mit einem meiner Professoren, und was soll ich sagen, es lief glänzend.
Kann man so einen schönen Tag haben, an dem einem alles auf einmal passiert? Nun ja, ich habe es gern angenommen und mich einfach zurückgelehnt und treiben lassen. Ich glaube ja, dass es zum Teil auch an meiner glücklichen Einstellung gelegen hat. Tatsache aber ist, dass Gustav Gans wirklich zu beneiden ist. Er ist entspannt und gelassen und nimmt das Leben wie es kommt. Dadurch ergeben sich für ihn ungeahnte Möglichkeiten. Heute hatte ich einen Einblick in sein Leben und es hat mir sehr gut gefallen. Nicht das Glück sondern das Gefühl, mit einem unsichtbaren Netz unter dem Trapez auch den Salto Mortale trainieren zu können. Vielleicht sollte man sich einfach öfter an Gustav Gans erinnern, wenn man sich mal wieder wie Donald Duck fühlt und auf der Schnauze liegt. Einfach wieder aufstehen und nachsehen, ob man nicht über einen Glücksgroschen gestolpert ist.
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