Geht's noch?

Oh mein Gott! Ein wildes Pikachu!!

 

Und nein, das Bild hab ich nicht mit der Handykamera aufgenommen, sondern mit meiner kleinen alten Digi. Ist auch schon ein etwas älteres Bild.

Pokemon gibt es ja nun schon seit längerem, zwanzig Jahre glaube ich sind es. Ich bin damals nicht mit dem Trend gegangen und heute auch nicht, will sagen, ich spiele kein PokemonGo. :)

Aber die kleinen Monster da, die hab ich nach Anleitungen aus dem Internet gehäkelt, auch wenn ich selbst damit nicht so viel anfangen kann. Ich habe sie für meine Geschwister gemacht, die beide Fans sind (und beide nicht PokemonGo spielen).

Warum nicht, warum spielen wir nicht? Wir sind immerhin zu dritt und zwei von uns sind begeisterte Pokemonspieler, die sich zum Kartenspielen treffen. Naja, wir sind eben nicht begeisterte Smartphone-User. Wir hören Musik mit dem MP3 Player, machen unsere Fotos mit alten Digitalkameras und benutzen zum Surfen im Internet alle einen Laptop mit unglaublich langer Wartezeit. Wir telefonieren sogar auf dem Festnetz miteinander - voll retro... Und spielen tun wir eben mit Karten und auch mal mit dem Gameboy. 

Aber die PokemonGo Spieler haben bei mir einen großen Stein im Brett. Ich habe gerade in einem Kommentar gelesen, dass es Leute gibt, die diese Spieler so sehr hassen, dass sie sich im Internet verabreden. Um sich zu treffen, weil sie die Spieler mit Steinen bewerfen wollen... Geht's noch?!  Den Stein meine ich nicht!! Ich kann das nicht verstehen, wie man jemanden hassen kann, nur weil er ein Spiel spielt... Das ist völlig irre in meinen Augen. Das Spiel kann man bewerten wie man will, spaßig, kindisch, albern, verrückt, durchgeknallt. Man kann dem Kind viele Namen geben. Ich nenne es mal bei einem alten philosophischen Begriff: Glück.

 

Und das Glück sehe ich im Moment nicht oft in den Nachrichten. Ich sehe Gewalt, Polarisation, Pöbel, Hass und Krieg. Ich sehe Sachen, die mein Herz zum rasen bringen, die mir Angst machen, die mich schwitzen lassen, die mir Tränen in die Augen treiben. Und dann sehe ich einen PokemonGo Spieler. Oder mehrere. Und sie sehen glücklich aus. Egal wie ich dieses Spiel finde... diese Menschen sind gerade glücklich und sie haben alle - jeder einzelne- das verdammte Recht dazu, glücklich zu sein! Natürlich müssen sie aufpassen, wenn sie durch die Gegend geistern und nur aufs Smartphone starren. Aber sie sind ja nicht die einzigen "Smombies" da draußen.

 

Weil ich mit dem Smartphone nicht so bewandert bin (ich schwöre euch, mein Finger funktioniert bisweilen nicht! Der weigert sich! So macht das keinen Spaß), sehe ich natürlich viel mehr davon, ich hab meinen Blick meistens geradeaus gerichtet. Auch wenn mir oft gesagt wurde, ich sei ein "HansguckindieLuft".  Und ich ertappe mich bisweilen des Öfteren dabei, das Objekt das ich ansehe, nicht mehr sehen zu wollen. Ich wünsche mir schon fast einen Smartphonebildschirm zwischen mir und meiner Betrachtung, der mir etwas Schönes oder Lustiges zeigt. 

 

Inzwischen gucke ich schon keine Nachrichten mehr. Man sieht sich das an und kriegt nur noch negative gehetzt wirkende Schlagzeilen, reißerisch verpackt oder nüchtern herunter gerattert. Und man fühlt sich schlecht. Die Spieler haben wenigstens einen guten Grund, um auf ihr Handy zu sehen. Sie haben etwas gefunden, dass sie glücklich macht. Und ich finde, das ist heutzutage schon schwierig genug. Also lasst sie spielen, einzeln oder miteinander. Hört auf, zu hetzen...

Das ist ja inzwischen schon Mode geworden. Irgendwer hat eine Meinung und gleich hagelt es einen "Shitstorm" oder er kriegt sonstwie sein Fett weg. Und das in einer sogenannten Demokratie. Meinung? JA! Beleidigung? NEIN! Da wird oft nicht mehr groß drüber nachgedacht, was man da eigentlich sagt. Ist ja auch nur das Internet... Nein. Es ist schriftlich. Festgehalten schwarz auf weiß. In einem Medium, dass nie schläft, nie vergisst, nichts löscht. Es ist unendlich. 

 

Das gilt nicht nur für PokemonGo. Das gilt auch für Homosexuelle. Für Schwarze, Weiße und Bunte. Es gilt für Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder. Für Flüchtlinge, für Einheimische, für die selbsternannten besorgten deutschen Bürger. Hey, ich bin Dichterin und Denkerin im Land der Dichter und Denker, bin ich jetzt logischerweise deutscher als ihr? Darf ich jetzt bestimmen, wer kommt und wer geht? Nö. Wir haben das aus gutem Grund öffentlichen Stellen überlassen. Die werden das schön nüchtern und bürokratisch entscheiden. Das ist vielleicht nicht gerecht, aber wenigstens rechtsstaatlich. Und wenn man hier lebt, dann muss man das akzeptieren. Und wer das nicht kann, geht wählen... Oder ergreift selbst den Posten. Dann kann man auch meckern. 

Ist denn das so schwer zu verstehen, dass einige Menschen ein bisschen glücklicher sein wollen? Kann man ihnen das nicht zugestehen? Und wenn es so ein winziges kleines Ding wie ein Spiel ist...  Freut euch doch lieber mit ihnen. Freut euch über die Kinder, die auf dem Rasen Fussball spielen, anstatt sie wegzuscheuchen. Freut euch, wenn Menschen miteinander feiern gehen und sich in den Armen liegen. Ihr könnt ihr Glück nicht vermehren? Dann lasst sie wenigstens in Ruhe! Lasst sie sich küssen, wenn kümmert es denn, ob das Männer sind oder Frauen, sie sind glücklich! Das zählt. 

Ich gehe jetzt noch ein Pokemon häkeln. Eines meiner Geschwister hat bald Geburtstag. Und ich weiß, wie ich sie glücklich machen kann :) 

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Kommentare: 5
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