Du Flasche

Ich habe mich lange nicht mehr zu Wort gemeldet, aber jetzt bin ich zurück, endlich (oder auch nicht? Mal im ernst, habt ihr tatsächlich gehofft, ich könnte die Klappe halten? ;-) ) Und dann komme ich aus der verlängerten Weihnachtspause zurück und habe gleich Grund zu meckern....            

Heute nehme ich einmal die sogenannte moderne Gesellschaft aufs Korn. Ich war neulich einkaufen und habe einen kleinen Kritikpunkt anzubringen. Wir haben Trinkflaschen für Kinder gesucht und wurden in einem bekannten Kaufhaus fündig. DIe Auswahl war wirklich gross. Aber das Angebot stimmte nicht. Die Trinkflasche sollte für einen Jungen im Grundschulalter sein und es gab auch jede Menge in der Grösse passende "coole" Flaschen. Die waren aber alle ähnlich gestaltet. Die Grundfarbe war schwarz oder dunkelblau. Die Bilder darauf hatten meist mit Sport zu tun. Keine der Figuren hatte ein Gesicht. Es gab so gut wie keine Farben. Die einzige helle Flasche trug ein Fussballtrikot der deutschen Nationalmannschaft. Sie war also hauptsächlich weiss. Nun ist mein kleiner Junge in dem Fall aber ein Karate-Kid. Die Fussball-Flasche war "ok, aber..." sprich: sie hat nicht gefallen. Mein kleiner grosser Junge hätte gern eine rote Flasche gehabt. Die gab es aber nur in sehr kleiner Grösse für Babys mit Bauernhoftieren drauf. Darum entschied er sich letztlich für eine pinke Flasche mit einem bunten Motiv. Er war der Meinung, dass Pink doch ähnlich ist wie Rot und er wollte gern "eine schöne Flasche mit Bild drauf." Die Flasche ist für die Schule gedacht. Und mir stellte sich nun die Frage: Darf ich meinen kleinen grossen Jungen mit einer "Mädchen-Flasche" in die Schule schicken? Ich kam zu dem Schluss, dass es für die von den Schulkameraden geplagte Kinderseele langfristig wohl besser wäre, wenn nicht. Dieser Frage schloss sich aber eine zweite Frage an: Darf ich den Jungen in seiner persönlichen Entwicklung eigentlich so stark behindern?

Ja, richtig, behindern. Warum so ein hartes Wort? Weil sich diese Behinderung in zweifacher Weise darstellt: Nummer 1: Der Junge mag helle, kräftige Farben, gelb und rot und eben auch pink. Warum soll ich ihm diese Farben verbieten? Was ist an Pink so schlimm? Geschmäcker sind verschieden und es ist wichtig, dass Kinder einen eigenen Geschmack entwickeln. Meiner Meinung nach sollten sie ihn gemäss ihren Vorlieben und Abneigungen entwickeln dürfen und zwar uneingeschränkt (solange sie niemandem schaden). Ihm eine Farbauswahl vorzugeben, ist eigentlich eine Behinderung in der Geschmacksentwicklung. Vor allem, wenn die Farbauswahl sich auf Blau beschränkt und der Rest sich in Schattierungen ergiesst. Warum dürfen die Mädchen in einer riesigen Farbpalette wühlen, sich mit Tieren, Mustern und Figuren identifizieren und Jungs nicht? Sie wissen doch auch, was schön ist und vor allem, was ihnen gefällt? Aber das ist nur der ästhetische Aspekt. Nummer 2 finde ich noch wichtiger: Wenn ich meinem Jungen diese Vorgaben mache und der Gesellschaft in diesem Punkt nachgebe, dann bringe ich ihm nicht das bei, was ich ihm eigentlich während der gesamten Erziehung vermitteln will. Ich verhalte mich widersprüchlich. Ich möchte, dass jedes Kind frei ist, sich zu entscheiden und mutig genug, zu dieser Entscheidung zu stehen. Aber wenn ich das Kind dann in eine Schublade stecke (und zwar schon bei einer Flasche), dann steh ich nicht hinter diesem Wunsch. Ich behindere die Kinder darin, freie und gleiche Menschen zu sein. Damit meine ich nicht gleich im Sinne einer Gleichmacherei. Das würde bedeuten, dass alle nur noch Uniformen tragen und aus der gleichen Flasche trinken. Nein, danke! Ich meine viel mehr, dass alle unter den gleichen Voraussetzungen beginnen. Mir gefällt die utopische, irrwitzige Vorstellung, das eine Loslösung von diesen engen Kategorien vielleicht zu mehr Toleranz führt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Juicer Reviews (Montag, 15 April 2013 18:52)

    I just shared this on Facebook! My friends will really enjoy it!

  • #2

    ibot (Montag, 15 April 2013 22:47)

    manchmal ist eine Flasche aber vielleicht auch nur eine Flasche. Man muss ja nicht gleich mit jedem Gebrauchsgegenstand seine Persönlichkeit ausdrücken, auch wenn uns die Werbung das glauben machen will.