Fernösterliche Medeitationen

Heute haben wir Karfreitag, bald ist Ostern und ich habe mir Gedanken über das Eierfärben gemacht. Schön sollen sie ja werden, bunt und lustig. 

Urlaub habe ich auch, also wurden gestern ein Dutzend Eier gekauft und Lebensmittelfarben. Außerdem habe ich im Internet nach den schönsten Tipps & Tricks zum Färben gesucht. Alles ist in Frühlingslaune.

 

Da kam mir eben der Gedanke, wie einfach und leicht einem das Leben im Frühling doch erscheint. Gestern fegte noch ein Schneesturm über uns hinweg und heute scheint die Sonne. Im Garten ist schon alles grün und die Tulpen wachsen langsam- da liegen solche leichten und luftigen Gedanken alles andere als fern. Fern liegen eher die Schwermut und die Wehmut oder so etwas Profanes wie die nächste Seminarsitzung oder der eigentlich zu überarbeitende Philosophische Essay. 

Also widmete ich mich wieder dem Ei. So ein Ei ist ein einfaches Ding. Oval bis rund, von einer leichten Schwere, liegt gut in der Hand, perfekte Verpackung, nur ein bisschen zerbrechlich, konzentrierte Nahrhaftigkeit und bei einfach jeder Mahlzeit und sowieso universell einsetzbar. Sogar haltbar sind die Dinger und wenn sie es nicht mehr sind, gibt es einen eingebauten Mindesthaltbarkeitsdatum-überschritten-Geruch, der es einem extrem schwer macht, ein faules Ei tatsächlich zu essen und sich zu vergiften. Da hat die Natur doch ganze Arbeit geleistet mit dem kleinen Geschenkpäckchen.

 

aber ist ein Ei wirklich so einfach? Wenn man es in der Hand hält schon. Aber betrachtet man Eier mal genauer, dann sind sie in fast jedem Fachgebiet unglaublich komplex. Allein schon in der Ernährung werfen Eier tausend Fragen auf. Sind sie nun gut für das Wachstum oder schlecht für den Cholesterinwert? Und wie viele Eier darf man überhaupt essen? Werden wir Philosophisch, kehrt sich die Frage gegen uns: Darf man Eier überhaupt essen? Das sind immerhin potentielle Lebewesen, deren existenzielle Möglichkeiten mit ein paar Happs zerstört werden... oder sind Eier mehr oder weniger dazu da? Ist  das nicht ihr Zweck? Eier spalten nicht nur die Karnivoren von den Vegetariern, sondern die Vegetarier auch noch von den Veganern.

 

Und wenn man sich das komplizierte Innenleben eines Eies anschaut, dieses werdende Leben mal genauer beleuchtet, dann hat es so ein Ei ganz schön in sich. Wie sonst käme nach einiger Zeit des Brütens ein solch niedliches kleines Wesen hervor? Und das funktioniert sogar mit einer Lampe! Das kleine Federbällchen ist danach komplett Lebens-fertig und bringt alles mit- wohingegen der reguläre Säugetier-nachwuchs einige Mankos aufweist. Ich bitte euch, der normale Neugeborene kann nicht mal den Kopf allein halten... Menschen brauchen im schnitt 20 Jahre um erwachsen zu werden (und sie wurden es früher nicht schneller, wie die Griechen mit der Mannwerdung um die 30 klar festgestellt haben). Da sind uns die Vögel um einiges voraus. Das Konzept des Eis ist so clever, dass es sich die Reptilien abgeschaut haben... oder war das anders herum? Jedenfalls macht es Art übergreifend Schule.

 

Wenn ich jetzt noch tausend Zeilen darüber schreibe, welchen Symbolwert Eier haben, langweile ich nur meine Leser. Fragt euch lieber selbst, was das Ei für euch persönlich symbolisiert. Ihr könnt auch ruhig einmal zum Kühlschrank gehen, allerdings liegen dank des österlichen Dekowahns bestimmt genug Eier herum. Also eine zeitlich sehr angenehme Debatte. Die bunten Eier geben noch einen weiteren Gedankenanstoß, den ich teilen kann: Farblehre und Kreativität. Nichts fordert einen so sehr heraus, wie diese oval-runde Fläche... schon mal versucht, ein Ei wirklich schön zu bemalen? Es ist eine richtige Herausforderung. Alles andere als einfach, auch wenn die Verpackung der Eierfarbe das verspricht. Im Normalfall hat man eine richtige Sauerei. Und im Ernstfall schafft man damit wahnsinnig schöne Kunstwerke.

 

Das Ei ist also im Grunde seines Ganzen komplexer, als es von außen betrachtet den Anschein hat. Ich würde euch ja nun vorschlagen ,der Sache auf den Grund zu gehen, aber das ist eigentlich nicht nötig. Wir haben ja eben ei-frig dazu meditiert. Es tut gut, sich auch einmal über das Profanste und kleinste im Leben Gedanken zu machen. Vielleicht sollten wir uns selbst als Eier sehen. Im Grunde ist es wunderbar einfach und oberflächlich läuft alles glatt und manchmal auch bunt. Aber im Inneren? Oder im Gedanklichen? Oder im Philosophischen?

 

Guten Appetit jedenfalls! Lang lebe das Ei- oder auch nicht. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Wingo (Sonntag, 05 April 2015 13:57)

    Also Eier sollten nicht zu lange leben, bei mir tun sie es jedenfalls nicht.
    Doch Eier sind tatsächlich komplex. Ich kann mich zwar kaum noch an meinen Biologieunterricht erinnern, aber irgendwie war das mit dem Ei und seinem Aufbau ziemlich kompliziert.
    Noch etwas: Eier eignen sich auch als Mittel zur Meinungsäußerung - als fliegende Eier!
    Auch wenn ich mich nicht als Ei sehe, so stammen wir alle doch immer aus einem Ei, ohne dass dadurch die Frage beantwortet wird, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei.