Der blanke Horror

Im Moment habe ich mein Lieblingsfilmgenre wiederentdeckt: Horrorfilme. Es begann mit einer kleinen Familienparty, bei der wir schließlich den Beamer raus holten und uns durch alte Filmaufnahmen gruben. Plötzlich hielt ich meinen ersten richtigen Horrorfilm in den Händen. Also, nicht von mir gedreht, sondern von mir geschaut! "The Fog - Nebel des Grauens" mit Jamie Lee Curtis. Also nach Halloween und definitiv vor Halloween H20. Den haben wir uns dann gemeinsam angeschaut und obwohl er mir jetzt nicht mehr ganz so gruselig vorkommt, muss ich sagen, er ist wirklich gut gemacht. 


Seitdem schaue ich mich um, was die Film- und Fernsehwelt sonst so zu bieten hat in der Hinsicht. Und ich bin - mal wieder - enttäuscht. Die neuen Sachen sind nicht so ganz meine Welt und - mal ehrlich - Trash will ich nicht wirklich sehen. Und einen Zombie, der definitiv am Computer entstanden ist, den finde ich nur gruselig, wenn er einen mehr als plötzlichen Auftritt hat. Und das dann auch nur für die Schrecksekunde... da hätte es auch ein Flauschiges Kaninchen sein können... 


Also habe ich mich in die Weiten des Web gestürzt und ein paar Let's Plays angeschaut. Horror- Spiele natürlich. Und ich muss sagen, es ist dann nicht unbedingt so gruselig wie im Film, aber man hat natürlich den Kommentar. Und der bringt einem das Gefühl, man muss sich das nicht allein anschauen. Ich bin also auf einer Gruselfilmparty. Zusammen mit einem sehr geschwätzigen Kommentator, der sich lustigerweise völlig grundlos dauernd für irgendwas entschuldigt, aber das stört mich nicht. Und ich kann natürlich dank der aufschlussreichen Kommentare ein wenig anthropologische Studien betreiben. 


Ich kam daher zu einer erstaunlichen Erkenntnis über mein Unterhaltungsprogramm. Viele fragen mich ja, warum ich denn ausgerechnet Horrorfilme schaue bzw. Horrorgeschichten lese und schreibe. Das werde ich auch wegen der Krimis und Thriller gefragt und heute hab ich eine Antwort für euch: Weil es nicht real ist. einfallsreiche Antwort, nicht wahr?


Aber halt! Es ist keine einfache Antwort. Ich hab es gründlich durchdacht und der Kommentator hat mir geholfen. Das Spiel hat ihn an einigen Stellen sehr gestresst. Was verständlich ist, denn es ist ja darauf ausgelegt, dich zu erschrecken. Und das wird auch umgesetzt und zwar optimal. Nach einer besonders schrecklichen Szene muss sich der Kommentator entspannen und er tut das, indem er lacht. Und ich auch. Wenn wir positiv erschreckt werden, also wissen, dass es ein Fake ist- dann lachen wir. Und bauen Stress ab. 


Soweit meine Beobachtung. Und deshalb bevorzuge ich Horrorfilme. Ich schaue keine Nachrichten, ich schaue Horrorfilme und diese mit Genuss. Ich sehe die Welt um mich herum vielleicht zu pessimistisch, aber ich empfinde das, was global vor sich geht und in den Nachrichten läuft, als Brutal und grausam. Und es gibt kein Happy End. Nach dem Schrecken wird nicht gelacht. Niemand sorgt dafür, dass alles wieder gut wird!


Seht euch die verzweifelten Flüchtlinge an und all das Leid, dass sie ertragen haben und noch erdulden müssen... Sie lachen nicht, wie denn auch? Und der Rest der Nachrichten ist ähnlich grausig. Das ist doch der wahre Horror, das man weiß, das was ich da sehe ist real und es verschlägt mir die Sprache und es erschreckt mich... und es wird nicht aufhören, Ich werde nicht erleichtert auflachen. Es ist nicht gut und es wird nicht gut. Dabei hätten wir dazu durchaus die Mittel.


Genauso sehe ich übrigens das Geschehen im Horrorfilm nicht als Spiegel der Gesellschaft an. Das Monster ist, was es ist. Ein Monster. Es hat ein monströses Äußeres und will töten. Blut sehen. Das macht es ziemlich schnell deutlich. Es bricht mit der Zivilisation und sein ganzes Wesen stellt dies dar. Es ist oder besser gesagt soll deine Kehrseite sein. Das animalische und Böse, dass du als zivilisierter Mensch längst nicht mehr besitzt.


Aber das ist im Grunde viel zu einfach. Schwarz und Weiß... Bestimmt ist der Horrorfilm auch deshalb so erfolgreich, er ist nämlich auch mit einer sehr aufwändigen Geschichte im Grunde einfach. Gut und Böse sind seine wichtigsten Elemente. Und mag er auch noch so verschachtelt sein, man weiß einfach, was falsch ist und was richtig.


Viel verstörender empfinde ich die zivilisierte Welt, die vorgibt ohne diese Monster auszukommen... die uns sagt, dass Monster nur noch in Filmen und Büchern leben und reine Unterhaltung sind. Und eine Frage drängt sich mir dabei auf. Haben wir auch die Unterscheidung zwischen Gut und Böse ins Reich der Fiktion gedrängt?

Ein Mensch der modernen Gesellschaft macht dir doch die ganze Zeit was vor. Er lügt schon bei der einfachen Frage: Wie geht's? Durch die sozialen Medien zeigt er sich von seiner besten Seite.Alles dreht sich darum, was ihm wichtig ist. Sein Gesicht? Eine perfekte Maske. Was er wirklich will? Wird er dir nicht sagen! Hat er Werte? Ja klar, wir haben doch die Menschlichkeit, Humanität, diese ganzen tollen Erfindungen der zivilisierten Welt und so weiter... ... ... Wirklich? Weiß er noch, was das wirklich bedeutet?


Ich frage mich häufig, was Zivilisation bedeutet. Wenn es bedeutet, dass man ein cooles T-Shirt trägt und mit einem Handy telefoniert, dann sind die Flüchtlinge alle wie sie da stehen zivilisiert. Denn man höre und staune, das Internet und Hightech gibt es auch in Syrien. Es heißt auch nicht umsonst WORLD wide web. Klar, dass sich jemand, der gerade Wochen und Monate unterwegs war, erst  einmal ein Handy kauft ist doch vollkommen logisch! Vielleicht will er ja zu Hause anrufen und Bescheid sagen, dass es ihm gut geht. jeder verdammte Strafgefangene darf telefonieren. Das Recht hat in meinen Augen auch ein Flüchtling. Die sind nämlich keine verurteilten Verbrecher, im Gegenteil! Die laufen doch vor den Verbrechen davon! 


Es gibt viele, die heutzutage aufschreien, weil sie meinen, sie müssten unser Land beschützen. Vor dem, was da kommt. Ich habe die Bilder von der Kamerafrau gesehen, die Flüchtlingskinder tritt. Sie steht da mit ihrer Kamera, ihrem Hightech-Symbol der Zivilisation und fällt wie ein Raubtier über diese armen panischen Menschen her. Über Kinder. Weil sie die schwächsten sind und sich nicht gegen ihre Angriffe wehren können. Sie ist der moderne zivilisierte Mensch. Und ich kann mich nicht wehren, aber sie kommt mir eher wie ein Monster aus dem Horrorfilm vor. Versteckt sich hinter ihrer Kamera wie ein gewöhnlicher Journalist um dann blitzschnell vorzustoßen wie eine Viper. Und ganz unzivilisiert möchte ich am liebsten auf sie spucken. Wenn dieses Weib, diese Vettel, diese Zombieziege teil der Zivilisation ist, dann will ich es definitiv nicht sein. Schluss mit Nachrichten. Ich geh zurück in den Wald und suche nach ehrlichen Monstern, die man wenigstens als solche erkennt. 


Und niemand lacht. Warum auch? Wer hat noch Grund zu lachen? 



Noch etwas, wer hier in den Kommentaren zu behaupten versucht, dass uns die Flüchtlinge schaden oder etwas wegnehmen würden, der fliegt von meiner Seite und zwar achtkant! Über solche Unwahrheiten werde ich nicht diskutieren. lügner sind hier nicht willkommen!




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