Hier möchte ich meine Gedichte vorstellen. Gut genug für einen Gedichtband erscheinen sie mir nicht, sie kommen hauptsächlich nach dem exessiven Genuss zu starken
Tees zu Stande und sind sehr spontane Einfälle. Aber ich hab da einigen Spass dran, wahrscheinlich hauptsächlich, weil ich Tee als Aufputschmittel verwende, also dachte ich, ich stelle sie mal
hier herein.
Kleines Wintergedicht
Oh was ist der Winter hart!"
klagt der Fink so klein und zart.
"Überall liegt tiefer Schnee
und der Hunger tut mir weh!"
"Geh doch auch auf Winterreise!"
piepst vergnügt die kleine Meise.
"Ich bleib hier und tob mich aus,
flieg' abends erst ins Vogelhaus."
Was soll ich in die Ferne ziehn'?
ruft der Fink und wird ganz grün.
"Viel lieber bleib ich doch daheim!
Nur das Frieren muss nicht sein..."
"Hätt' ich nur einen dicken Pelz!
Und was zu Fressen- Gott vergelt's."
"Da kann ich helfen, komm zum Garten!
Du musst nicht auf den Frühling warten."
Im Garten steht ein Futterhaus,
das Meislein wirft die Körner raus,
damit der Fink zu fressen hat.
Der sitzt darunter und wird satt.
Zufrieden piepst er und singt leise:
"Zum Glück hab ich 'ne kleine Meise!"
So menschlich ist das kleine Tier
viel freundlicher dabei als wir.
Ode an ein weisses Blatt Papier
von Orkania
Warum riecht Papier nicht mehr nach Wald?
Es hält nichts von den einstmals mächtgen Eichen
in sich zurück, ist dünn und bleich und kalt.
Und selbst das Blättergrün muss Bleiche weichen,
dass keine Krone ziert die einst daran so Reichen,
die über hundert Jahre wurden alt.
Man könnte meinen, das Papier sei schnöde,
verglichen mit dem einst so starken Baum.
Und alles auf ihm im Vergleich ist öde,
trägt Rinde doch auch oft der Liebe Traum.
Und doch birgt jeder jungfräuliche Bogen
das Potential für eine Heldenmär,
für Treueschwüre, wahr oder erlogen,
für Epen, Verse, Lieder und noch mehr.
Es lässt sich auf ein einzges Blatt
des Menschen ganze Seele bannen,
und niemals wird es daran satt
mit Tinte Worte einzufangen.
Vielleicht bin ich ja selbst nur Farbe
auf einem weissen Blatt Papier
und nicht die ährenreiche Garbe
nur schwarzes Blut ernährt mich hier.
Ein Dichter schreibt meine Geschichte
in seinem weissen Blattwerk auf
und gibt der Hand mit der ich dichte
und meinem Leben seinen Lauf.
So würd ich Heldin dieses Stückes
und danke stumm dem mächtgen Baum dafür.
Denn in ihm liegt die Wurzel meines Glückes
und dieses ist ein weisses Blatt Papier.
Fleck weg!
Ein Lehrgedicht über das Sein
von Orkania
Das Sein, es ist und wird doch Nichts
es hat wohl Ausdehnung und Dicke.
Wie blitzt der Blick des bärtigen Gesichts
auf, wenn der Schüler jetzt nicht nicke!
Sein ist gar komplex
und wird nur immer komplizierter,
ist es in Raum und Zeit gesetzt.
Dem Schüler tropft ein Tintenklecks
genau inmitten schon diktierter
und fertig formulierter Sätz.
So fährt der Meister Edelbert
nur fort und fort und lehrt und lehrt.
Allein verklingt es ungehört
weil da nun dieser Klecks so stört,
was seinen Schüler sehr empört.
Der Klecks muss weg,
der kann nicht sein.
Denn so ein Sein gehört sich nicht!
Es ist ja Dreck
und nicht mehr rein!
Er hört nicht, was der Meister spricht.
Denn der fährt fort über das Sein,
und spricht von Existenz und Leben.
Dem Schüler aber fällt nur ein,
dass er dies hat dem Fleck gegeben.
Durch seine Schuld trat er hinein.
Vielleicht lässt er sich überkleben?
Dann wär das Lehrheft wieder rein
es könnten noch mehr Sätz' hinein
und nichts würde mehr Zeugnis geben
vom Tintenklecks und seinem Leben.
Schon richtet sich des Schülers Streben
darauf, den Fleck zu überkleben.
Das Heft ist wieder klar und rein,
der Fleck ist weg, ist unsichtbar,
ist nicht mehr da, ist nicht mehr hier.
Stattdessen steht auf dem Papier
nun ein Gedicht über das Sein
von einem kleinen Kleckselein.